Heute gibt es hier bei uns einen Beitrag von Martin. Martin ist seit 2001 „im Club“ und berichtet von seinem kleinen Pumpen-Malheur.
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Es begab sich zu einer Zeit des jungen Frühlings, wo mir ein „kleines Missgeschick“ passierte.
Und zwar begann bereits alles damit, dass ich mir schon morgens beim Setzen/Legen eines frischen Katheters dachte, da stimmt doch was nicht. Als alter Hase unterdrückte jedoch ich dieses Gefühl und dachte mir nichts weiter dabei. Leider sollte mich dieses Gefühl wieder einholen, als ich Mittags nichtsahnend genüsslich eine türkische Pizza verschlang und mehrmals von meiner Pumpe gewarnt wurde, dass jene leider keinen Bolus abgeben könne, weil anscheinend etwas verstopft sei.
Nun muss ich leider zu meiner Schande gestehen, damals weder einen Ersatzkatheter noch einen Insulinpen zur Korrektur dabei gehabt zu haben. Was nun folgt war bislang wirklich das heftigste was mir in meiner bisherigen Zeit als Diabetiker passierte.
So prüfte ich also gewissenhaft, ob vielleicht die Abgabe des Katheters durch Luftblasen oder ähnliches gestört sei. Fehlanzeige. Ich geriet langsam in Panik, was sich nach einem Blick auf mein Messgerät, das bereits einen Blutzucker von sage und schreibe 450 anzeigte nicht besserte. „Zum Glück bin ich mit dem Auto da“, dachte mir.
Doch an dieser Stelle muss ich leider die Moralapostel rauslassen, dass man wirklich niemals mit solch einem Wert überhaupt nur dran denken sollte ins Auto zu steigen, da man bekannterweise ins Diabetische-Koma fallen kann.
Vor lauter Angst und Panik gesteuert dachte ich hier natürlich nicht dran, und stieg ins Auto um mich auf den Heimweg zu machen. Dort angekommen schüttete ich mir gefühlt 2 Liter Wasser innerhalb von 2 Minuten rein um zumindest meinen Durst den ich nun mehr und mehr verspürte zu löschen. Abermals habe ich meinen Blutzucker gemessen der sich nun mittlerweile bei 600 eingependelt hatte. Nun kam meine Frau ins Spiel, bei der ich mich an dieser Stelle noch einmal für Ihre Fürsorge (gelernte Krankenschwester) bedanken muss. So stiegen wir fix nach einer gefühlten halben Stunde endlich ins Auto ein. Sie fuchsteufelswild, ich schwer atmend neben ihr.
Bei der Notfallapotheke (die direkt neben dem Krankenhaus lag) angekommen, begrüßte uns eine sichtlich sehr entspannte Dame, die uns darauf hinwies, dass noch kein Arzt da sei und man doch bitte mit unseren „Problemchen“ in die nebenan liegende Klinik gehen solle. Gesagt getan fand ich mich in der Notaufnahme wieder, wo mich eine nichtsahnende Ärztin empfing, die glaub ich zum allersten mal in Ihrem Leben als Ärztin einen Diabetiker samt Insulinpumpe vor sich sah. So erzählte ich ihr (sofern es mir möglich war) was ich also tat um diesen alptraumhaften BZ letztendlich wieder loszuwerden. Doch ich traute meinen Ohren nicht als die gute Dame mir zu verstehen gab, dass sie mich doch gern auf die Intensivstation legen wolle und ich dort wohl am besten aufgehoben wäre. Dies lehnte ich ab, da ich selbst spürte, dass der neugelegte Katheter bereits wieder einwandfrei funktionierte und musste schließlich einen Wisch unterschreiben, der mir klarmachte, dass ich mich hier auf eigene Faust entlasse.
So wartete ich nun noch ca. 1,5 Std dort ab bis sich der Zucker bei mehr oder weniger erträglichen 250mg/dl eingependelt hatte um dann freudestrahlend die Notaufnahme zu verlassen, und meinen Freunden Abends diese wirklich lebensmüde Aktion meinerseits zu erzählen.
Muselkater. Hallelujah. Fragt nicht nach Sonnenschein! Apropos Sonnenschein. Der ist diesen Sommer ja eher Mangelware. Am Wochenende hat die liebe Sonne es dann aber doch mal geschafft sich durch die Wolken zu quälen. Solche Ereignisse wollen genutzt werden. Zeit in der Wohnung, in einer Sporthalle oder im Studio zu verbringen wären reine Zeitverschwendung gewesen. Also haben Finn und ich unsere Schwimmsachen gepackt und haben uns auf den Weg zur Insel Fehmarn gemacht um mal ein wenig SUP anzutesten.
Stand up Paddling ist ja mittlerweile richtig trendy geworden. Der Ursprung des SUP (wie man heute so schön sagt) liegt aber bereits ca. 3.000 Jahre zurück. Menschen auf Hawaii und in Polynesien bewegten sich aufrecht paddelnd auf Holzplanken fort, in erster Linie um zu fischen. Später nutzen dann die coolen Beachboys auf Hawaii diese uralte Fortbewegungsmethode um von den langen Planken aus Fotos von surfenden Touristen zu machen und später mit mehr Übersicht Surfunterricht geben zu können.
Wie auch immer…wir also rauf auf unsere Naish Boards, die mir anfangs echt riesig erschienen, und rein in die erstaunlich warme Ostsee. Vorm Paddeln hatte ich einen BZ von 95mg/dl gemessen, noch fix eine Kleinigkeit gegessen, die Pumpe abgenommen und ab ins Wasser. Finn hingegen hat seine Pumpe dran behalten, der Vorteil einer wasserdichten Insulinpumpe.
Man stellt sich das ja immer alles so einfach vor, wenn man das so im Fersehen oder auf Videos sieht, wie die Leute locker flockig auf ihrem Board über die Wellen gleiten. Aber die ersten Minuten auf dem Board waren ein echter Balanceakt. Konzentration Konzentration. Zum Glück herrschte am Sonntag fast Flaute und so bestand auch wenig Gefahr von den Windsurfern übergebrettert zu werden, und man konnte sie in Ruhe mit dem SUP vertraut machen.
SUP ist übrigens ein hervorragendes Ganzkörpertraining. Allein durch die aufrechte Position beim Paddeln werden Arme, Beine und der Rumpf trainiert. Dadurch dass das Board permanent ausbalanciert werden muss, wird jeder einzelne Muskel des Körpers gefordert, was man auch sehr schnell deutlich merkt. Um überhaupt vorwärts zu kommen, muss der ganze Körper unter Spannung sein, schon kleine Wellen können eine große Herausforderung sein. Für Leute die Probleme mit dem Gleichgewicht haben ist das ein super Training. Aber auch für Rückengeplagte wie mich ist SUP in eine super Sache, da der ganze Oberkörper trainiert wird.
Da alle Muskelgruppen beansprucht werden, wird SUP mittlerweile auch als Therapie in der Sportmedizin und Physiotherapie eingesetzt.
SUP ist also weitaus mehr als gemütliches Hinundherschippern, was ich auch deutlich an meinem Muskelkater gemerkt habe.
Wieder an Land haben wir natürlich gleich einen BZ Check gemacht. 300mg/dl! Urgs. Bei Finn ähnlich: 290mg/dl, obwohl er seine Pumpe dran hatte und ein Insulinmangel nicht die Ursache sein konnte. Ähnliches hatte ich übrigens schon beim Wellenreiten auf Fuerteventura beobachtet. Mit einem guten Wert ins Wasser, mit einem schlechten wieder raus. Hm, scheinbar ist die Diabetes Sau wasserscheu. Vermute es liegt an der ungewohnten Belastung oder am Adrenalin. Denn eigentlich benötige ich beim gewohnten Sport wie Laufen oder Biken sehr wenig bis gar kein Insulin. Da muss ich beim nächsten Mal wohl noch etwas rumprobieren, den eins steht fest: ich lass mir diese spaßige Angelegenheit durch die Diabetes Sau und schlechte Werte nicht vermiesen.
Nun ja, Sport macht hungrig, frische Seeluft sowieso und Kohlenhydrarspeicher wollen gefüllt werden. Nachdem mein Blutzucker wieder Normallevel hatte, haben wir es uns nicht nehmen lassen bei Raddens (Fehmarnsche Eistradition seit 1947), dem weltbesten Softeisdealer der Insel….nein überhaupt, uns eine Portion leckeres Eis aus eigener Herstellung schmecken zu lassen.
Na dann, hang loose.
So ein Umzug ist ein prima Gelegenheit um sich von Dingen zu trennen, die man nicht mehr braucht, in die man nicht mehr hinein passt (und auch nie wieder hinein passen wird), und von Dingen die einfach überflüssig sind. Ja genau, überflüssige Dinge wie zum Beispiel der Diabetes. Tja, wenn es so einfach wäre…
Ich habe mich wirklich von allerhand Krempel und Gedöns getrennt, die Müllsäcke und Kleidersäcke haben sich quasi von allein gefüllt.
Nur das mit der Diabetes Sau war irgendwie nicht so einfach. Dabei habe ich ihr sogar die komplette Wohnung überlassen. 46 schnuckelige Quadratmeter ganz für sie allein. Mit viel Auslauf und Platz zum Austoben quasi. Eigentlich war sie sogar in den Tagen wo viel gepackt und gewerkelt wurde ganz lieb, und ich dachte das sei der Beginn einer saumäßig guten Freundschaft. BRIEFfreundschaft versteht sich! Ich hätte mich breitschlagen lassen ihr von Zeit zu Zeit mal eine Postkarte zu schreiben oder Carepakete zu schicken. Pustekuchen. Irgendwie hat die Diabetes Sau es doch geschafft sich in den Umzugswagen zu schmuggeln. Und statt sich wenigsten ruhig zu verhalten, hat sich mich die ganzen 12 Stunden Fahrt kräftig mit total beschissenen Werten geärgert und genervt. Die Kombination aus mangelnder Bewegung und Adrenalin hat das Insulin irgendwie kaum Wirkung zeigen lassen…
Ich befürchte die Diabetes Sau werde ich wohl so schnell nicht los, weder durch einen Umzug, noch durch gekonntes Ignorieren, denn das lässt sie erst richtig zur Wildsau werden. Grunz!
Naja, hätte ja klappen können…
Jetzt mal Zucker bei die Fische! Verzichtet ihr auf irgendwas, weil ihr Diabetiker seid?. Ich tue das nicht. Trotzdem erwische ich mich manchmal dabei, wie ich ein schlechtes Gewissen bekomme, wenn ich bestimmte Dinge esse, die sich echt fies auf den Blutzucker auswirken könnten.
Vor ein paar Tagen war ich mit Kollegen zum Essen verabredet. Austragungsort des Gelages war der ortsansässige Italiener. Eigentlich verlief der Tag blutzuckermäßig, bis auf einen Ausrutscher am Mittag, ganz gut. Bei der Speisekarte war ich mal wieder restlos überfordert. Meine Wahl fiel dann aber schließlich auf Pasta. Na und wer isst, der muss auch trinken. Ne schnöde Cola light erschien mir für den Anlass nicht ganz angemessen und wurde daher auch nur zum Spülen bestellt. Neben einer großen Tagliatelle con Spinaci orderte ich also noch einen Hugo. Hugo = Holunderblütensirup + Sekt + Holunderblütensirup + Wasser + Holunderblütensirup. Ups, und da war es plötzlich wieder, dieses schlechte Gewissen, dieser kleine Teufel der auf der Schulter hockt und sagt: Los, trink das jetzt!“ Und der Engel, der auf der anderen Seite hockt, die blassen Händchen faltet und mahnt : „Sirup, da kannst ja gleich nen Eimer Insulin verabreichen“ In solch einer Situation siegt bei mir eigentlich immer das Verlangen nach Normalität. Und das ist auch gut so. Also rein mit den Nudeln und runter mit dem Hugo.
Der Vollständigkeit halber sind wir dann für einen Nachtisch noch zum gegenüberliegenden „Eisdealer“ gepilgert, wo ich es mir nicht nehmen ließ einen Schoko Vanille Becher mit einem Berg zuckersüßer Amarenakirschen zu bestellen. Den kleinen weißen Typ mit den Flügeln hab ich gleich von der Schulter gefegt bevor er überhaupt zu Wort kommen konnte, und habe mich gleich an „Los, iss das jetzt“ gehalten.
Ok, ihr fragt euch jetzt sicherlich wie sich meine Blutzuckerwerte verhalten haben. Voilà:
17:00 Uhr: 99
18:15 Uhr: 81 / Nudeln, Hugo / 8 BE
20:00 Uhr: 91 / Eis mit Amarena Kirschen / 4,5 BE
22:30 Uhr: 71
23:30 Uhr: 124
02:00 Uhr: 138
07:00 Uhr: 103
NOCH FRAGEN?
Was lernen wir? Wer verzichtet ist selber Schuld! Ein wenig Probieren und Versuchen gehört natürlich dazu. Aber wenn wir schon Insulin haben, dann sollten wir es auch nutzen!
Für mich (bis auf Mittag) ein feiner Blutzuckerverlauf. (App mySugr)
Heute haben wir mal nicht das Wort, sondern geben den Zuckerstift an einen unserer treuen Leser ab. Jan erzählt, wie es bei ihm damals war, als der Diabetes bekam und von nun an einen Untermieter zu beherbergen hatte….
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Wir schreiben das Jahr 2010. Tage, nein Jahre von gedankenlosen Süßigkeitenkonsums liegen hinter mir. Ich war immer jemand, der essen konnte soviel er wollte ohne dabei dick zu werden. Ich war zwar sportlich, aber nicht wirklich durchtranniert. Und krank? Ne, eher selten. Zum Arzt ging es nur, wenn es wirklich nötig war. Doch dann plötzlich kam ER, mit gepackten Koffern…!
–24.02.2010—
Nach Tagen von ständigen Wasserlassen und Müdigkeit und trockenem Mund ging es mir wieder einigemaßen gut! Naja, zumindest so, dass ich mir dachte ich könnte wieder zur Arbeit gehen. Die 10 Euro für den Arzt Besuch wollte ich mir eigentlich auch sparen, ausserdem war ich ja nie wirklich krank gewesen. Also warum jetzt?
Okay, ich bin dann doch hin! Kaum war ich da, wurde mir auch schon mein neuer Untermieter in mir selbst vorgestellt.
Also ich saß dort auf diesem sehr weichem Stuhl vor mir meine Hausärztin: ,, Sie haben wahrscheinlich Typ1 Diabetes. Und da Koma-Gefahr besteht, bestellen wir lieber die Welfen Ambulanz und lassen sie ins Krankenhaus fahren“.
Wäre es nach mir gegangen, wäre ich selber mit dem Bus dort hin gefahren, denn nach dieser überraschenden Nachricht hatte ich irgendwie einen extremen Adrenalinschub. Und ohne groß nachzudenken, klickte ab diesem Zeitpunkt auch irgendwie ein Schalter in mir um. Ich aß nix Süßes mehr. Von einer Sekunde auf die andere.
Im Nachhinein war das alles eine ziemlicher Schock für mich, der mir erst gar nicht so bewusst war. Diabetes kannte ich bis dahin nur von meiner Ausbildung als Heilerziehungspfleger. Aber es ist natürlich immer etwas anderes, wenn man plötzlich selbt betroffen ist. Dann ist auf einmal alles ganz neu, der Blick auf die Sache ein völlig anderer.
In der ersten Zeit habe ich streng nach BE Tabelle gelebt und nach dem, was man so gelesen und gehört hat. So genau hatte ich mich vorher nie mit Ernährung beschaftigt, jetzt bekam ich langsam einen Überblick darüber, was sich so in den verschienden Lebensmitteln versteckt.
Aber eine Sache war von Anfang an klar: Der „Zucker Dämon“ ist NUR mein Untermieter! Mehr nicht. Auch wenn er mir ab und zu aufs Dach steigt…das Sagen hab immer noch ich!!!
Sport musste nun auch schnellsten wieder her und zum Alltag gehören! Also schaffte ich mir ein Buch über Diabetes und Sport an, um mich ein wenig zu informieren auf was ich achten muss. Jeden Tag joggte ich von nun an eine halbe Stunde und später dan auch mal länger. Der 24.02.2010, Tag der Diagnose, wurde zu meinem persönlichen „SugarDay“ und bisher jedes mal besonders schön verbracht. Trübsal blasen macht keinen Sinn. Also wurde der Tag gefeiert und nicht als Trauertag gesehen. Mein Blutzuckermessgerät und Pens wurden danach ausgewählt, dass ich sie immer wieder gern benutzte, einfach weil sie einem gefallen und nicht wie häßliche medizinische Geräte ausschauen. Ähnliches Beim Essen. Es wurde so kreiert, dass ich auch wieder Spaß am Essen bekam! Das mit den Süßigkeiten hatte ich ja bereits erwähnt. Um meinen Bedarf nach Süßem zu stillen, kreierte ich mir zum Beispiel ein herzhaft süßes Brot. Ein Brot mit Schinken und Banane drauf ist leckerer als man denkt! ;-). Ganz auf Süßes verzichten tue ich allerdings nicht. Das löst genau das Gegenteil bei mir aus. Einen Fress Flash. Das wiederum hat fiese Auswirkungen auf den Blutzucker. Mein Motto: Alles in Maßen. An Tagen mit schlechten Werten verzichte ich dann aber ganz auf Süßigkeiten. Auch wenn ich Herr im Haus bin und der „Zucker Dämon“ nur der Untermieter, kann dieser einem aber auch immer mal wieder auf der Nase rum tanzen. Es klappt nicht immer alles! Aber das ist normal.
Wichtig ist nur, wie schon Ernesto Ché Guevara sagte: „Wer kämpft kann verlieren. Wer nicht kämpft hat schon verloren.“ Auf das LEBEN!
Tschö Jan
Liebe Diabetes Sau!
Was war denn bitte gestern los? Wird aus der Sau jetzt ein kuschelbedürftiges Zuckertierchen? Deinen Namen hattest du gestern jedenfalls echt nicht verdient!
War das nur die Ruhe vor dem Sturm oder willst du jetzt tatsächlich mit mir befreundet sein? Ich hätte nichts dagegen, würde dir dann auch hin und wieder mal die Borsten kraulen.
Bitte mehr von diesen (diabets-) saumäßig guten Werten! Oink!
Kaffeetrinker unter euch? Mit Sicherheit! Keine Angst, ich fange jetzt nicht an über die Wirkung von Kaffee auf den Blutzucker zu debatieren, da gibt es berkanntlich sehr unterschiedliche Meinungen.
Aber vielleicht geht es euch genau so wie mir. Bei jedem Stadtbummel, in der Bahn oder auf dem Weg zur Arbeit, der Kaffee „to go“ gehört irgendwie dazu. Traurig nur, dass diese ganzen Pappbecher diverser Ketten eine Menge Müll verursachen. Angeblich muss die Stadt München seit Aufkommen dieses „to go“ Hypes die Mülleimer in der Stadt mehr als doppelt so oft leeren wie normal. Das ist natürlich nicht so toll. 257000 Becher landen täglich in Münchens Papierkörben, und leider nicht nur dort. Deutschlandweit werden pro Jahr etwa 6,5 Milliarden Einwegbecher weggeworfen. Ein ganz schöner Müllberg. Kaufen, mitnehmen, trinken, ab in den Müll. Das muss nicht sein.
Die australische Firma keep cup vertreibt stylisch bunte Kaffee Becher aus robustem Hartplastik zur Widerverwendung. Das Design ist angelehnt an die Standartbecher der Coffeeshops. Das heißt, wer seinen Kaffee umweltbewusster genießen will, nimmt einfach seinen Becher mit und lässt ihn sich mit der Lieblingsmischung beim Kaffeeanbieter seiner Wahl befüllen. Er passt perfekt unter die Maschinen der Profi-Baristas, da er exakt den Größen der genormten Einwegbechern entspricht. keep cups sind in drei Größen erhältlich. Die Becher sehen nicht nur cool aus, sondern schonen zudem die Umwelt und eignen sich sogar für Mikrowelle und Spülmaschine.
Durch einen etwas seltsamen Zufall sind uns ein paar dieser Becher in die Hände gekommen und wir möchten daher einen davon unter euch verlosen.
Der Becher ist von der Grundfarbe her braun und trägt ganz Diabetes-like einen blauen Silikonring. Quasi einen „Blue Circle„. Cool, oder?
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Also, ihr wollt künftig euren Cinnamon Dolce Latte Tripple Espresso Low Fat Sugarfree Tall with Whipped Cream aus einem keep cup schlabbern? Dann schreibt uns einfach eine Mail bis zum 18.07.2012 an gewinnspiel@mein-diabetes-blog.com mit dem Stichwort “keep cup” und verratet uns, was eure liebste Kaffee Kreation ist. Das Los entscheidet. Viel Glück.
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Hier noch ein paar Infos:
Letzte Woche stand wieder Blutabnahme und Besuch beim Diabetologen auf dem Zettel. Woooohooo, ich konnte meinen Hba1c von 7,6% auf 7,0% senken! Mal eben ganz gewaltig *auf die Schulter klopf* und *durch die Bude tanz*. Es wird, es wird!
Manche möge mich jetzt für verrückt halten, aber neben der Freude über den verbesserte Wert war auch ein wenig Enttäuschung dabei, denn ich hab mich echt angestrengt und mein Mittel der letzte 6 Wochen lag ungefähr bei 135mg/dl, was rein rechnerisch nicht ganz mit dem Hba1c übereinstimmt. Finn dagegen hat einen viel höheren Durchschnitt, aber einen deutlich besseren Hba1c Wert!? Hm, jetzt grübele ich über die Gründe nach. Hat Finn unbemerkte Hypos, ich vielleicht unbemerkte Anstiege….liegt es am Laborgerät, spielen noch andere Faktoren eine Rolle? Dass Laborgeräte unterschiedlich messen habe ich ja bereits im letzten Jahr feststellen dürfen. Großlabor 8,6%, Krankenhauslabor 8,0%. Zwischen den Messungen lagen nur wenige Tage. Außerdem können noch viele andere Faktoren Einfluss auf das Messergebnis haben, bestimmte Umstände und Faktoten können den Wert durchaus nach oben oder unten verfälschen. Aber dazu ein anderes Mal mehr!
Zurück zum eigentlich Thema: Verbesserung des Hba1c.
Wie ich das geschafft habe? Ich habe etwas engmaschiger gemessen als sonst. Nach dem Aufstehen, vor den Mahlzeiten, danach, nach Gefühl zwischendurch und vorm Zubetthegen. Da kommt man schon mal locker auf 10 Messungen. Leider muss ich das wohl wieder etwas drosseln, denn mit 500 Teststreifen pro Quartal kommt man da leider nicht weit. Außerdem klingelt mir auch immer wieder dieser Spruch „Wer viel misst, misst auch viel Mist“ in den Ohren. Der mag auf bestimmte Messungen auch zutreffen, aber eben nicht auf alle.
Zum anderen nutzt ich seit April die mySugr App, in die ich fleißig all meine Werte eintrage. Hey, da wird man ja quasi gezwungen seinen Zucker regelmäßig zu kontrollieren, schließlich will ich meine 50 Punkte erreichen um das Diabetes Monster am Ende des Tages besiegt zu haben! Was mir bei der Protokollierung persönlich mördermäßig hilft ist, dass ich jede Mahlzeit und auch jeden Snack fotografiere und dann in der App speichere. So kann ich immer schön gucken, wie ich Sahnenudeln, Schokocroissant und andere Sünden (eigentlich mag ich das Wort nicht, denn Essen soll schließlich Spaß machen) beim letzten mal berechnet oder geschätzt habe.
Einen anderen positiven Nebeneffekt hat die Fotosache übrigens auch noch. Beim Betrachten der Bilder wird mir direkt mal richtig bewusst, was ich teils für Müll in mich hinein stopfe. Nicht dass mir das vorher nicht auch schon bewusst war…! Sollte mySugr mich jetzt auch noch dazu bewegen gesünder zu essen? Who knows?!
Ich hänge euch mal ein paar Screeshots ran. Schön zu sehen, wie sich Durchschnittswerte und Abweichung immer weiter verbessert haben.
So, nach Part I von „Mutti packt aus“ hier nun der zweite Teil. Wir steigen dann gleich mal in der Pubertät ein…
Und dann kam die Pubertät, die Hormone spielten verrückt und so auch der Blutzucker. Immer häufiger kam es zu Unterzuckerungen kurz vor Mitternacht, und gegen 2 Uhr in der Früh stiegen die Blutzuckerwerte rasant an, was immer einen extra Bolus erforderte. Anders war ein Aufwachen mit einem guten Blutzucker kaum möglich. Natürlcih spielten die Werte auch tagsüber öfter aml verrückt. Diese versuchten wir neben einem Bolus auch mit viel Bewegung auszugleichen und unser Wohnzimmer wurde oft zur Turnhalle.
Bald schon zog auch ein Hundewelpe bei uns ein. Laika, eine Retrieverhündin, gehörte nun zur Familie. Hunde brauchen viel Bewegung und Bewegung ist gut für den Blutzucker. Ilka wollte nun jeden Tag lange Spaziergänge mit ihr unternehmen, doch das war leider nicht immer möglich, denn auch die Schularbeiten mussten erledigt werden. Bewegung tat mir natürlich selber auch ganz gut und wir waren froh Laika in der Familie zu haben. Eines Nachts wurden wir durch das unruhige Verhalten der Hundedame geweckt, die nervös vor der Zimmertür auf und ab schlich. Sie hatte eine schwere Unterzuckerung von Ilka bemerkt. Ilka war nicht mehr richtig wach zu bekommen, wir konnten Gott sei Dank aber gleich mit Traubenzucker und Apfelsaft helfen.
Glücklicherweise ist Ilka fast immer verantwortlich mit ihrer Gesundheit bzw. Krankheit umgegangen, extreme Trotzphasen gab es kaum. Selbstverständlich gab es auch Tage, an denen sie niedergeschlagen war und nicht mehr mitmachen wollte. Wir haben ihr aber immer zu verstehen gegeben, daß wir immer für sie da sind und sie unterstützen und ihr helfen wo es nur geht.
Inzwischen sind viele Jahre vergangen, in der Diabetestherapie hat sich viel verändert, und Ilka ist schon lange erwachsen und meistert ihr Leben mit dem Typ1 Diabetes prima. Das macht uns stolz. Als Internet Neuling (Mutter ist nun auch online) verfolge ich diesen Blog nun erst seit ein paar Monaten intensiv und finde es klasse, wie sie und Finn anderen Diabetikern auf diesem Weg ihre Erfahrungen mitteilen und vielleicht auch ein wenig helfen können.
Weiter so!
„Du hast Diabetes? Merkt man gar nicht!“
Tja, was soll man darauf bitte antworten? Wie soll man es auch merken, schließlich habe ich mir das nicht auf die Stirn tätowiert. Obwohl, wäre vielleicht ne Idee…Cranky Panky.
Sollte man so eine Aussage also nun als Kompliment auffassen? Ich messe im Schnitt 7 Mal am Tag meinen BZ, gebe Daten in meine Insulinpumpe und eine App ein und niemand merkt das? Tja, dann mache ich die Diabetes Sache wohl gut?!
Aber Diabetes besteht nicht nur aus Messen und Spritzen, was Nichtdiabetiker vielleicht noch mitbekommen könnten. Da gehört eine Menge mehr dazu, wovon Außenstehende so gut wie nichts merken. Diabetes ist ein Fulltime Job und beschäftigt uns Zuckerköpfe den ganzen lieben langen Tag.
Bevor ich etwas kaufe, checke ich erst mal die Kohlenhydratangaben auf der Verpackung, anstatt die Ware einfach in den Einkaufswagen zu werfen und überschlage schon mal grob, wie viel Einheiten ich spritzen muss. Manchmal denke ich, dass die Leute mich deswegen anstarren weil sie glauben ich würde die Kalorienangaben überprüfen und dann doch die Schokolade, Kekse und anderen Süßkram in die Einkaufstasche stopfe. „Kein Wunder, dass das bei der mit dem Abnehmen nicht klappt“ höre ich sie flüstern. Den wahren Grund kennen sie nicht.
Die ständige Müdigkeit! „Na, wieder zu lang aufgeblieben gestern Nacht, zu tief ins Glas geschaut?“ Nein man, mein Blutzucker ist einfach nur scheiße hoch und ich fühle mich als hätte mir jemand eins mit dem Nudelholz übergezogen. Sorry, das kann natürlich keiner wissen. Diabetes ist ja unsichtbar! Mr Invisible halt.
Wenn jemand mich den Blutzucker messen sieht, werde ich oft gefragt ob das ganze denn nicht weh tut. Klar merkt man das, aber was soll ich tun? Bei jeden Messen erst mal laut „Aua“ schreien? Gleiches Spiel beim Spritzen oder Katheter setzen. Wir Diabetiker sind offenbar Meister im Unterdrücken und Verstecken. Meine Taschen sind voll von Traubenzucker (den würde ich gewiss nicht freiwillig mit mir herum tragen) und anderem Süßkram. Auf Fremde macht das vielleicht einen verfressenen Eindruck. Dabei will ich doch einfach nur im Fall der Fälle so schnell wie möglich aus dieser elendigen Hypo kommen. Liebe Leute, seid also froh dass ich den ganzen Kram dabei habe. Ansonsten würde ich euch vermutlich im Hypowahn die Augen auskratzen. Ist also ur zu eurem eigenen Schutz.
Woran man noch merken könnte, dass ich Diabetes habe? Restaurants werden danach ausgewählt, ob sich Light Getränke auf der Speisekarte befinden. Nein, das ist selbst heut zu Tage, in Zeiten von Diäten und Ernährungsmythen leider immer noch nicht selbstverständlich. Gerade in Österreich hat meine geliebte Cola light auf vielen Speisekarten noch immer keinen Einzug gefunden.
Hosen ohne Taschen werden übrigens auch nicht gekauft (finde ich eh hässlich und überflüssig). Wo bitte soll ich denn da meine Insulinpumpe unterbringen?
„Was du hast gestern wieder keinen Sport gemacht? Du faules Stück!“ Hallo?. Die Diabetes Sau hat mich leider daran gehindert. Versucht mal mit einem hohen oder niedrigen BZ Sport zu treiben. Viel Spaß!
Dass ich Diabetes habe merke ich außerdem daran, dass ich kleine Täschchen danach beurteile ob meine Messutensilien wohl darin Platz finden könnten. Kurz mal die Länge mit der vom Lanzettengerät verglichen…ok passt. Über die Jahre hat sich so ein anschauliches Häufchen an solchen Taschen angesammelt. Man muss ja schließlich mit der Mode gehen… 🙂
Ich hatte ja schon geschrieben, dass ich auf der Suche nach einem neuen Messgerät bin. Es sollte im Grunde genommen einfach nur Messen können, ohne viel Schnick Schnack wie z.B. ein Bolusrechner. Praktische Sache, gehört aber nicht unbedingt zu meinen persönlichen Bedürfnissen.
In Stuttgart auf dem Diabetes Kongress habe ich mich dann in ein Gerät verguckt, das neue OneTouch VerioIQ von Life Scan. Ich hätte es am liebsten gleich schon mitgenommen, aber das war leider nicht möglich. Also hab ich mich sofort dort am Stand registriert und vor kurzem habe ich es endlich bekommen. 🙂
Was einem sofort auffällt, ist die Ähnlichkeit mit einem iPod. Wenn man damit in der U-Bahn sitzt, könnte der Sitznachbar schon denken, man hat einen iPod Prototyp in der Hand. Weiß, flach, puristisch. Schön! Das zweite Feature was noch auffällt ist das tolle LCD-Farbdisplay. Gestochen scharf, kein Vergleich zu den Displays von anderen Messgeräten.
Ein weiterer klarer Pluspunkt ist für mich der beleuchtete Teststreifeneinzug. Das hat mir schon beim Abbott Freestyle Lite sehr gut gefallen. Gerade wenn man mal nachts Messen will, muss man kein Licht anmachen. Es gibt eine Menge Situationen wo man so was gut gebrauchen kann, zum Beispiel im Kino.
Wenn man das VerioIQ das erste Mal in der Hand hat ist es ziemlich leicht. Das kommt davon, dass man keine Batterien mehr braucht. Es ist ein Accu verbaut, den man über USB oder mit dem mitgelieferten USB Lader und Mini-USB-Kabel an der Steckdose aufladen kann.
© Foto Ilka G./mein-diabetes-blog.com
Bei den OneTouch VerioIQ Teststreifen kann von 2 Seiten Blut aufgetragen werden. Da musste ich mich erst dran gewöhnen. Ich war es von AccuCheck gewohnt, dass Blut von oben, bzw. unten aufzutragen.
Die Messung dauert 5 Sekunden und das Gerät vergleicht den Wert mit alle anderen Werten und versucht einen Trend festzustellen. Das heißt, wenn ich immer montags nach dem Sport einen hohen Wert habe, macht mich das Gerät drauf aufmerksam.
Hier noch ein paar Facts:
Ich nutze das Gerät erst seit einigen Tagen und kann daher noch keine detaillierten Aussagen zum Beispiel zur Trendoption machen. Usability und Haptik haben mich aber bereits überzeugt.
…wie es damals war, als ich Diabetes bekam:
„Es ist Sommer 1990, die Sommerferien gehen zu Ende und für unsere Familie wird sich schon bald einiges ändern. Unsere jüngste Tochter Ilka wird von der Grundschule in die Orientierungsstufe (5.Klasse) wechseln. In der letzten Zeit war Ilka allerdings häufig müde, durstig, musste in der Nacht verhäuft auf die Toilette, war auffällig blass und hatte ständig heftiges Nasenbluten. Auf der Sail in Bremerhaven liefen wir von einem Getränkestand zum nächsten, bei Mc Donald´s gab es süße Milchshakes und bei meiner Mutter zu Haus wurde der heftige Durst mit Apfelsaft gestillt (eine Katastrophe, wenn man heute drüber nachdenkt). Ilkas Oma äußerte da schon den Verdacht, dass „dat Kind doch wohl keinen Zugger“ habe. Auf Grund der vielen ungewöhnlichen Umstände hielt ich einen Arztbesuch für angebracht. Ilka, schon immer ein Dickkopf, fand diese Idee natürlich nicht so berauschend und setzte sich mal wieder durch. Ich begnügte mich also mit einer Urinprobe, die ich am Vormittag zu unserem Hausarzt brachte. Am Mittag orderte der Arzt uns in seine Praxis, denn sie hatte Zucker im Urin und der folgende Blutzuckertest lag bei knapp über 300mg/dl. Der Blick der Sprechstundenhilfe ließ nichts Gutes ahnen.
Unser Arzt gab uns zu verstehen, dass unser Kind Diabetes Typ-1 habe und wir noch am gleichen Tag ins Krankenhaus müssten. Mein plumper Vorschlag mit einer Diät wurde gleich kopfschüttelnd ausgebremst, denn Typ-1 Diabetes kann man nur mit Insulin behandeln.
Mein Mann und ich waren völlig fertig. Gestern war die Welt noch in Ordnung, und heute sitzen wir im Krankenhaus und müssen alles über den „Zucker“ lernen.
Unsere Tochter wurde in der Pädiatrie des Elbe Weser Klinikums zwei Wochen lang behandelt und intensiv geschult. Wir mußten alle das Spritzen lernen, und auch ich war täglich in der Diabetesambulanz zur Schulung. Hier wurden wir für den Alltag mit Diabetes fit gemacht. Die größte Hürde war für mich tatsächlich das Spritzen. Es tat mir, glaube ich, fast mehr weh als Ilka. Wie gerne hätte ich die Krankheit auf mich genommen um mein Kind zu schonen und ihr das alles zu ersparen.
Wir hatten das große Glück , dort einen sehr guten Diabetologen zu haben, der Ilka viele Jahre bis zum Erwachsenenalter begleitet hat. Ich bin Dr. Kehrberg noch heute sehr dankbar dafür, dass er immer für uns da war und sich stets verständnisvoll für seine jungen Patienten einsetzte.
Nach der Diagnose Typ-1 Diabetes mussten wir fortan alle 4 Wochen in die Diabetesambulanz, wo alle Probleme bezüglich des Diabetes besprochen wurden und der HbA1c alle 8 Wochen ermittelt wurde. Für mich war es sehr beruhigend, einen so erfahrenen Arzt an der Seite zu haben. Bei Grippe, Erbrechen und anderen Sorgen gab er uns entsprechende Anweisungen bezüglich der zu spritzenden Insulinmenge. Damals galt noch ein festgelegter Insulinplan, mit festen BE Angaben und festen Mahlzeiten, den wir einige Jahre lang befolgten.
Nach etwa 2 Jahren erhielt Ilka ihren ersten Pen, das lästige Aufziehen und Mischen mit einer Spritze hatte somit ein Ende und es wurde endlich alles etwas einfacher.
Und wie es dann weiter ging, erfahrt ihr demnächst…!“
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