So Freunde, die Diabetes Blogwoche findet nach 2 Jahren Pause nun endlich wieder statt. Eine Woche, 7 Tage, 7 Themen. Los geht es heute mit dem „Abgabetag“. Wem würdet ihr einen Tag lang euren Diabetes aufs Auge drücken wollen und warum? Ok, ich muss mal kurz in mich gehen…
Alsooo…generell wünsche ich ja niemanden Diabetes an die Backe und, auch wenn ich mich wiederhole, kann man heute mit den richtigen Tools, der richtigen Einstellung und dem richtigen Wissen, mit Diabetes ein fast normales Leben führen. Dennoch würden wir schon ein paar Leute einfallen, denen ich meinen Diabetes gut und gerne mal zum Reinschnuppern überlassen würde. Dann aber natürlichen mit allem was dazu gehört. Einer saftigen Unterzuckerung, bei der du nicht mehr weisst wo unten und oben ist, ne schöne Hyperglykämie inklusive Ketonbildung und du dir am liebsten die Seele aus dem Leib kotzen würdest. Außerdem das Gefühl vom Mars zu kommen, wenn du wie ein Außerirdischer auf Grund deiner Gerätschaften, die du mit dir rumträgst oder die an dir hängen, angeglotzt wirst. Die Hürden die dir in den Weg gestellt werden, wenn du einfach nur versuchst deine Blutzuckerwerte bestmöglich unter Kontrolle zu bekommen und dir die dafür benötigten Therapie- und Hilfsmittel nicht genehmigt werden. Du dir bei jedem Scheiß was du dir in den Mund steckst erstmal vorher überlegen musst, wie viele Kohlenhydrate es beinhaltet, dich mit Vorurteilen rumschlagen musst und und…
Klugscheißer
Von denen gibt es erstaunlich viele da draußen.
- Diabetes kann man heilen
- Diabetes bekommt man durch zu viel Zucker
- Insulin ist schädlich für den Körper
- Du musst dich einfach nur mehr bewegen
- Ich kenne mich aus, meine Tante hat auch Diabetes
- …
Kommt euch bekannt vor. All diese Flachpfeifen dürfen gern mal einen Tag Diabetes Luft schnuppern. Dürfte ihnen ja leicht fallen. Denn Diabetes ist doch kein Big Deal, oder?
Ärzte und Berater
Zum Glück habe ich mich in meiner Diabetes-Laufbahn noch bei keinem Arzt schlecht aufgehoben oder missverstanden gefühlt. Ich weiß aber von Erzählungen anderer Diabetiker und vom Mitlesen in diversen Social Media Kanälen, dass so ein Arzttermin durchaus auch ziemlich unentspannt und frustrierend ablaufen kann. Eine Krankheit aus der Theorie zu kennen ist eine Sache, wie sich aber Diabetes wirklich anfühlt, dass weiss man nur als Patient selber. Wenn ich dann Dinge höre wie „Der Patient ist nicht compliant“ geht mir dezent der Hut hoch. NON COMPLIANT? Befolge ich also nicht das, was sich in Büchern findet und das was mein behandelnder Arzt mir rät, dann bin ich also nicht compliant?
Spannend hierzu auch unzählige Gespräche mit Diabetes BeraterInnen nach dem T1 Day, den ich 1x jährlich zusammen mit meinem Kollegen Fredrik moderiere. „Hier lernen wir jedes Mal wirklich einen Menge dazu, was es heißt mit Diabetes zu leben“
Entscheider
…bei Krankenkassen. Generell möchte ich mich nicht über unser Gesundheitssystem in Deutschland beschweren. Ich denke wir wissen alle, dass wir es sogar ziemlich gut haben und der größte Teil unserer Kosten due durch Krankheit entstehen, von der Krankenkasse übernommen werden. Wer meint er müsse sich als Diabetiker beschweren, der möge sich mal in anderen Ländern umhorchen.
Dennoch bin ich der Meinung, dass wir allgemeines und generelles Recht darauf haben sollten, die auf dem Markt erhältlichen therapieunterstützenden Mittel und Devices auch zu bekommen – ohne lästige Genehmigungsprozesse und ewige Diskussionen mit dem Sachbearbeiter. „Wir müssen hier erst noch prüfen, ob sich die Weitergenehmigung der Insulinpumpe für sie lohnt!“ Ernsthaft, sowas musste ich mir am Telefon anhören. Nach jahrelangem Pumpentragen. „Noch lohnt“??? Ich glaube mein Schwein das pfeift. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Für ein Hilfsmittel, was mir ermöglicht meine Therapie zu vereinfachen und auf lange Sicht betrachtet der Krankenkasse Geld einsparen kann. Da bekomme ich echt Wutlocken. Meine Tagebücher hatte ich damals fein säuberlich und gewissenhaft geführt eingereicht. Was der Dame auf der anderen Leitung nicht passte war mein letzter HbA1c, der auf Grund von Krankheit etwas höher ausfiel. In solchen Momenten brodelt in mir ein gefährlicher Mix aus Wut, Frustration, Enttäuschung und „Du hast als Diabetiker kein einfaches Leben verdient“. Genau dieser Dame da auf der anderen Seite der Leitung, vermutlich gerade ein Snickers in sich reinstopfend, würde ich gern mal einen oder gleich mehrere Tage Diabetes an die Backe wünschen.
Familienmitglieder
Ne, denen würde ich es eigentlich nicht geben wollen. Ich denke die kennen mich eh schon so gut und haben schon so einiges miterlebt, dass sie vermutlich eh schon eine Ahnung (was noch nicht „wissen“ heisst, wie so ein Alltag mit Diabetes aussieht. Ne, die bleiben verschont 😉
Ok, und was ist nun mit meinem Diabetes freien Tag? Um ehrlich zu sein, ich glaube ich könnte ihn gar nicht in vollen Zügen genießen. Denn einige Dinge wie Kohlenhydrate schätzen sind schon so in mein Fleisch und Blut übergegangen, dass ich diese und andere Diabetes Gewohnheiten auf Anhieb abstellen könnte.