Teilweise ist es für uns Diabetiker schon echt frustrierend. Ich z.B. fragte mich immer warum Features oder neue Dinge immer sehr lange auf sich warten lassen oder teilweise gar nicht auf den Markt kommen. Auch bei Facebook werden gerne Produkte erstmal schlecht geredet und als Mist dargestellt, weil sie z.B. einige Funktionen im ersten Schritt noch nicht haben. Auch wenn man dann drauf hinweist, dass die Produktentwicklung weiter geht und dauert, können oder wollen es einige User nicht verstehen.
Vor kurzem auf dem mylifeDN konnte ich mich sehr lange dem Leiter vom Produkt Management bei Ypsomed unterhalten. Dabei ging mir teilweise ein Licht auf und ich hatte manchmal echt aha Effekte. Ich will es jetzt nicht schönreden, aber wir sollten uns mal bewusst werden, was alles dazu gehört ein Medizinprodukt auf den Markt zu bringen.
Ich nehme jetzt mal das Beispiel YpsoPump, zum einem weil man es daran ziemlich gut erklären kann und zum anderen weil ich diese Pumpe auch selber trage. Ypsomed hat erkannt, dass die Zukunft des Diabetes Digital ist. Wir werden in Zukunft unser Diabetes Management über Apps steuern und greifen dabei auf die verschiedensten Hilfsmittel zu.
Als die YpsoPump ende 2016 auf dem Markt kam, wussten wir schon, dass es dazu auch eine App zu Steuerung der Pumpe geben sollte. Für mich würde ein Traum war, wenn es soweit ist. Ich möchte nämlich mein ganzes Diabetes Management am besten über mein iPhone steuern können. Aber so ganz so leicht wie wir uns das alles vorstellen, ist es leider nicht.
Erst mal muss die App so ausgearbeitet werden, dass Sie für jeden Diabetiker zu bedienen ist. Es müssen Risiken ausgewertet werden und die ganze App muss den Richtlinien der Zulassungsstelle entsprechen. Die App wird ein Medizinprodukt, was das ganze nochmals verkompliziert. Alleine dass Pflichtenheft ist mehrere hundert DinA4 Seiten lang … sowas dauert! Es folgen Usability- und interne Tests und dann wird die App den Behörden zur Zulassung vorgelegt. Alles in allem kann man sagen, dass so was bis zu 2 Jahren dauern kann.
Aber warum hat dann Ypsomed nicht schon vorher damit angefangen? Diese Frage hat Ypsomed, wie ich finde, sehr ehrlich beantwortet. Sie haben den Markt ganz einfach unterschätzt und haben das Problem, dass sie erstmal die Ressourcen (Mitarbeiter) schaffen mussten. Aber ich denke und hoffe Sie sind auf einen sehr guten Weg.
Hier noch einmal ein paar Bulletpoints was bei der Entwicklung der App so ansteht:
- Konzeptentwicklung
- Anforderungsheft für die verschiedenen Betriebssysteme (iOS, Android…), hier muss sicher sein, dass die App auch nach Updates funktioniert
- Entwicklung Beta-Version und Kopplung mit der Pumpe
- Usability-Tests
- Risikoanalyse, was kann alles schief gehen
- Neu-Definition Anforderungen und technische Probleme lösen
- Neue Beta-Version
- Neue Usability-tests
- Neue Risikoanalyse
- wiederholt sich das dann einige Male
- Zulassungstests, hier muss die einwandfreie und unmissverständliche Bedienung durch den Nutzer sichergestellt sein, dass alles mit allen Systemen funktioniert
- dann wieder neue Überarbeitung
- Neue Zulassungstests
- Freigabe der Behörden
- Wenn man ein Medizinprodukt launcht, muss man auch für jedes Land die örtlichen Zulassungsbedingungen und Vergütungsarten berücksichtigen und beantragen. Je nach Land dauert das sehr lange und man muss je nach Land auch zusätzliche Bestimmungen erfüllen
Ihr seht, es ist doch komplexer als bestimmt viele von euch und auch ich dachten. Aber warum schaffen es dann so Firmen wie z.B. IME-DC (Dana), dass sie einfach schon weiter sind? Umgehen diese Firmen die Standards? Ein spannendes Thema. Auch weil viele Firmen immer noch nicht kapiert haben, dass sie mit uns zusammenarbeiten müssen und Dinge erstmal richtig machen sollten, als ständig neue Baustellen aufzumachen und in neuen Visionen zu schwelgen.