Naja, nicht ganz. Denn eigentlich war es nur ein Mitarbeiter aus dem Diaexpert Kundendienst. Aber der Herr hat seinen Job so gut gemacht, man hätte meinen können er sei der OmniPod persönlich „Hey, ich bin DAS Gerät überhaupt in der Diabetes Therapie, alles was sie für ein erfülltes und glückliches Leben brauchen ist mich – den OmniPod 2.Generation!“
Aber mal von Anfang an: Vor ein paar Wochen waren wir von Diaexpert zu einer Veranstaltung eingeladen, auf der durch einen Vertreter der Firma Ypsomed/myLife der neue OmniPod vorgestellt wurde. Das Interesse an dieser Veranstaltung war offenbar groß, der Saal war innerhalb kurzer Zeit brechend voll. Eigentlich hätten wir erwartet, dass sich dort viele Typ1-Diabetiker tummeln. Leider mussten wir schnell feststellen, dass dem nicht so war und vom Gefühl her der Saal überwiegend von Typ2ern belagert wurde. Äääääh….?!?!
Nun ja, das Gerät wurde vorgestellt und alle Fragen der Interessierten auch gut beantwortet.
Ich muss zugeben, ich mache mir in letzter Zeit viele Gedanken darüber, welche Pumpe ich wohl im Fall der Fälle nehmen würde, und ich bin mir wirklich nicht sicher. Klar, der OmniPod hat keinen Schlauch, ein klarer Vorteil gegenüber allen anderen Pumpen. Und ein Messgerät im PDM ist auch vorhanden (die Technik dahinter ist übrigens Abbott, bzw. das Freestyle Blutzuckermessgerät). Gegenüber seinem Vorgänger ist der neue Pod 34% kleiner, 16% dünner und 25% leichter und wiegt nur 25g. Ich habe mir während der Veranstaltung viele Notizen gemacht und mich und Pro und Contra beschäftigt.

Der neue Pod ist deutlich kleiner geworden
Um jetzt mal zum Anruf zurück zu kommen. Da Diaexpert ja damals zu dieser Veranstaltung eingeladen hatte, rief mich ein Mitarbeiter aus dem Diaexpert Team an, um zu fragen wie mir die Infoveranstaltung zum OmniPod in Hamburg gefallen hatte. Wir kamen aber schnell ins Plaudern und er hat natürlich die Gunst der Stunde genutzt, um mir den OmniPod noch mal ordentlich schmackhaft zu machen. Leider habe ich schnell gemerkt, dass der Mann zwar sein Bestes gegeben hat, von Theorie viel verstand, aber eben nicht mit der Praxis vertraut war. Er konnte nur wenig mit meinen Bedenken und Kritik anfangen, über die ich mir als Diabetiker in Sachen Handhabung und Tauglichkeit Gedanken mache.
Hier nun mal meine persönlichen Eindrücke zum OmniPod der 2. Generation. Wie bereits erwähnt, kein Schlauch! Gerade beim Sport speziell Laufen, ist das extrem praktisch. Da ist dieser Kabelkram manchmal echt störend, weshalb ich Läufe bis 45 Minuten auch meist ohne Pumpe mache. Man hat einfach weniger zu schleppen. Beim OmniPod/Patchpumpe muss ich mir darüber keine Gedanken machen. Der klebt da wo er klebt. ABER: bin ich länger unterwegs, sei es mit dem Bike oder beim Laufen, dann brauche ich Insulin und zwar mit wechselnder Basalrate. Heißt, ich muss auf jeden Fall den PDM (Personal Diabetes Manager) mitnehmen um den Pod zu steuern. Und der PDM ist von der Größe her nicht gerade ne Streichholzschachtel und auch kein Leichtgewicht. Dazu habe ich noch mein Handy dabei, gegebenenfalls auch ein CGM, Teststreifen, Pieker, Traubenzucker, Flüssigkeit….Äh, wo soll das alles hin? Brauche ich dann einen persönlichen Buttler, der mir alles hinterher schleppt oder einen Gürtel wie Lara Croft, in dem ich alles verstauen kann? Für einen Sportler, der seine Tasche oder den Pod irgendwo am Spielfeldrand oder irgendwo in Reichweite deponieren kann, mag das nicht so das Problem sein.

Der neue Pod ist kleiner, flacher und leichter
Was ist wenn ich den PDM vergesse!? Gerade auf der Arbeit angekommen und merke ich hab das Gerät nicht dabei. Der Pod besitzt nicht wie die Accu Chek Solo (warte noch auf Markteinführung) einen kleinen Knopf, über den ich den Bolus manuell abgeben könnte. Also, Pen nicht vergessen!
Kathetersetzen. Über diesen Punkt habe ich mit dem Herrn am Telefon am längsten diskutiert. Wenn ich mir meinen Katheter setzte, dann merke ich manchmal sofort, nach einer Stunde oder auch nach mehreren Stunden erst, dass er nicht richtig sitzt. Klar, ich wechsel dann einfach und fertig ist die Laube. Der Herr am Telefon wollte mir allerdings weiß machen, dass man das beim OmniPod immer sofort merkt wenn der Katheter nicht sitzen sollte. Alle die sich schon mal einen Katheter gesetzt haben, wissen dass das Quatsch ist. Was aber auch der Tatsache nicht abtut, dass wenn der Katheter nicht sitzt, der Pod im Müll landet, bzw. nicht wieder verwendet werden kann. Die Krankenkassen schränken eh immer mehr ihr Budget ein, sparen wo sie können. Mit ständigem Podwechsel möchte ich sie ungern überstrapazieren, immerhin kostet ein Pod knapp 30 Euro!!!
Viele Diabetiker sind überzeugt, täglich den Katheter wechseln zu müssen. Das ist Ansichtssache. Aber gerade hier wäre dies wohl fast schon dreist, denn Katheterwechsel bedeutet Podwechsel. Da kommt schnell ein ganz schönes Sümmchen zusammen. Von daher wird den Diabetikern, die eh Kathterprobleme haben auch häufig vom Pod abgeraten. Übrigens gibt es den Pod nur mit einer Kanülenart, nämlich Teflon mit einer Länge von 9mm, die aber durch den schrägen Einstich nur 6,5 mm unter der Haut liegt. Übrigens habe ich auch gerne im Blick, ob sich zufällig eine Luftblase in der Insuliampulle befindet, beim Pod bleibt einem dieser Blick leider verwehrt, aber angeblich wird beim „Entlüften“ des Pods alles an Luft rausgezogen. Nun ja, ich glaube meist nur was ich auch sehe.
Die Software ist derzeit nur für Windows erhältlich , nicht aber für den Mac. Gut, ich würds vermutlich eh nicht nutzen, lese meine Accu Chek Pumpe auch nie aus.
Die Verstopfungswarnung wird beim OmniPod nach 4 Einheiten Gegendruck erzeugt. Ja, beim Bolus merke ich das schnell. Aber wenn ich nichts esse, keine Korrektur benötige und die Pumpe einfach auf Basal läuft, kann es schon einige Stunden dauern, bis 4 Einheiten durch sind. Und mehrere Stunden ohne Insulin? Hallo Keto! Laut dem „Telefonmann“ kommt es aber so gut wie nie zu Verstopfungen beim OmniPod…Aha!!
Leider kann man laut Hersteller auch keine vorbefüllten Pods irgendwo mit hinnehmen, da diese innerhalb einer Stunde an den Mann/Frau gebracht werden müssen. Das bedeutet ich muss, sobald sich dass Reservoir dem Ende zuneigt, den ganzen Aufziehkrempel mitnehmen. Apropos Reservoir. Der Pod hat eine Laufzeit von 72 Stunden, sprich 3 Tage. Auf der Info-Veranstaltung wurde gesagt, dass sich das Ding dann automatisch ausschaltet (egal wie viel Insulin noch drin ist). Andere Quellen behaupten, er laufe aber dann doch weiter, der Hersteller garantiert nur nicht, dass der Pod dann auch noch einwandfrei funktioniert. Das beruhigt mich nicht wirklich! Spontanter Gang in die Sauna entfällt auch, da Insulin bekanntlich nicht solchen Temperaturen ausgeetzt werden sollte. Heißt der Pod muss ab. Blöd wenn man ihn gerade neu gesetzt hat. In dem Fall kann man wohl eher nicht von „mehr Freiheit“ sprechen, die man durch den Pod bekommen soll. In manchen Situationen möchte ich ehrlich gesagt die Pumpe auch mal abklippen, bei einem Katheter kein Problem, mit dem Pod allerdings schon. Nix mit mal eben abkoppeln. Der Knubbel bleibt dran. Und am Flughafen wird man dann gleich als erster wieder an die Seite gezogen… 😉
Laut Ypsomed/myLife ist der Pod sehr empfindlich bei größerer Erschütterung. Also wenn mir das Ding so oft runter fällt wie mein Telefon…oh je! Die Entsorgung der Pods. In so einem Pod steckt eine Menge drin: Technik, Plastik, Batterien…eben das was in einer „vollstängigen“ Insulinpumpe so drin ist. Ypsomed bietet ein spezielles Entsorgungsprogramm an, bei dem man die gebrauchten Pods an die Firma zurück gesendet werden und diese dort in ihre Bestandteile zerlegt und recycelt werden. Das ist eine gute Sache. Das Programm ist allerdingd keine Pflicht und wird mit sicherheit auch nicht von jedem Nutzer in Anspruch genommen. Viel zu umständlich diese Samnmeln, zur Post bringen…! Man überlege mal, was da alles in der Tonne landet. Speziell die Batterien…uiuiui. Da kommt bei mir gerade die Frage auf: kann in einem OmniPod die gleiche Technik wie in einer herkömmlichen Pumpe stecken, die ein paar Tausend Euro kostet??? Schmeißt man dann alle paar Tage ein halbes Vermögen auf den Müll???
Ja, wie er sicherlich merkt, der Pod überzeugt mich noch nicht. Das Prinzip ist gut, für mich aber noch zu wenig durchdacht und ausgereift. Und bevor jetzt lauter Buuuuuuuuuuuuuuuuuuuuh Rufe kommen, ich lasse mich gern eines Besseren belehren und bin über Kommentare von Pod Trägern dankbar. Sollte sich mir die Gelegenheit bieten, den Pod einmal Probe zu tragen, bin ich für alles offen um mich vom Gegenteil überzeugen zu lassen.
Oh, dies war übrigens der erste Beitrag im neuen Blog Design. Uuuh, aufregend! An dieser Stelle noch mal ein fettes Danke schön an Digital Workshop.