Meine Eversense Geschichte begann bereits 2016, als der Sensor auf dem ATTD in Mailand vorgestellt, und kurz darauf auf dem Roche Medien Dialog in München auch noch einmal thematisiert wurde.
Zu dem Zeitpunkt fand ich die Idee eines implantierbaren Sensors zwar interessant, konnte mich aber aus verschiedenen Gründen noch nicht so richtig für das System begeistern. Die damalige Transmittergröße (fast wie ne Streichholzschachtel) und nichtexistierende Wasserdichte waren zum Beispiel 2 dieser Gründe.
Ein wenig Zeit zog ins Land, das System wurde an verschiedenen Stellen verbessert und kam offiziell in Deutschland auf den Mark.
Meinen ersten Eversense Sensor bekam ich im Dezember 2017 in den Oberarm implantiert, es folgten noch ein weiterer 90 Tage Sensor und schließlich der Eversense XL, der 180 Tage unter der Haut bleibt. Mittlerweile ist auch die Sensorlaufzeit des Eversense XL vorüber, der kleine Kerl wohnt aber noch immer in meinem Oberarm.
Wie ihr vielleicht in einem meiner vorigen Posts verfolgt habt, gab es bei der Explantation des ersten Sensors ein paar Probleme, und leider ist aus diesem Eingriff eine deutlich sichtbare Narbe geblieben. Die Entfernung des 2. Sensors hingegen war in wenigen Minuten erledigt, und auch die Narbe es so gut wie nicht mehr sichtbar. Auch wenn die 2. Explantation so glatt lief, habe ich dennoch ein paar Bedenken mir Nummer 3 entfernen zu lassen, stört ja schließlich nicht. Naja, ich warte noch auf den richtigen Moment…
Wann kommt Sensor Nr. 4?
Erstmal gar nicht. Nachdem ich die 3 vorigen Sensoren im Rahmen einer Testphase tragen durfte, habe ich für die Folgeversorgung einen Antrag bei meiner Krankenkasse gestellt. Abgelehnt! Begründung: Es handele sich um ein Implantat. Heute weiß ich, dass diese Begründung eigentlich nicht gültig ist. Mehr Infos zum CGM Antrag und zum Widerspruchsverfahren gibt es hier.
Warum ich den Eversense wirklich mag
Von Anfang an war ich von der Genauigkeit des Eversense Sensors absolut überzeugt (MARD 8,8%). In diesem Artikel hatte ich genauer über das Thema Messgenauigkeit geschrieben.
Ein weiterer fetter Pluspunkt ist die Vibration des Transmitters. Ich habe nicht nur die Diskretion genossen, die die Vibration direkt auf der Haut mit sich bringt, sondern auch die Tatsache, keine Hoch- oder Tiefalarme händisch bestätigen zu müssen. Dies ist bei allen anderen CGM System auf dem Markt leider immer nötig. Bestätigt man nicht, geht das Gepiepe gnadenlos weiter. Ich habe über die Vorzüge (und auch einen Nachteil) des Vibrationsalarms in diesem Artikel geschrieben. Schön finde ich übrigens auch die farbliche Darstellung der verschiedenen Glukosebereiche in der App und auf der Watch. So lässt sich visuell relativ schnalle erkennen, wieviel Zeit ich in welchem Bereich verbringe. Ich bin der Meinung, das Eversemse CGM ist ein tolles System, hat aber definitiv auch noch Verbesserungspotential.
Warum ich mit derzeit gegen das Eversense CGM entschieden habe
1. Transmitterlaufzeit
Der Transmitter des Eversense muss jeden Tag geladen werden. Ich habe das in meine tägliche Routine eingebaut und jeden Morgen während des Duschens geladen. Dauert nur 10 Minuten. Allerdings erweckt der Eversense (so hört es sich zumindest in der Werbung an) den Eindruck, das Ding sitzt einmal und man hat ein halbes Jahr Ruhe. In Wahrheit muss ich das System aber jeden Tag anfassen, den Transmitter laden und das Pflaster wechseln. Andere Sensoren auf dem Markt werden gesetzt und müssen dann je nach Laufzeit 6-10 Tage überhaupt nicht angefasst werden.
2. Kalibreirungen
Das mag jetzt Jammern auf hohe Niveau sein, aber wir alle wissen wohin die Technik geht und wohin sie auch gehen sollte. Zweimaliges Kalibrieren ist OK, aber je weniger, desto besser. Angeblich wird aber aktuelle an diesem Punkt gearbeitet.
3. Apple Watch Integration
Dieses Thema lässt mich fast ein wenig wütend werden. Glaubt man den Werbeaufnahmen, so lässt sich die Eversesne App als Complication auf der Apple Watch installieren und somit auf dem Haupt Zifferblatt jeder Zeit der Glucose Wert ablesen. Genau aus diesem Grund habe ich mir damals die Apple Watch gekauft.
Leider musste ich dann feststellen, dass die Eversesne App zwar unter den Complications angezeigt wird, aber mit keinem einzigen Zifferblatt kompatibel ist. Heisst, ich sehe beim Anheben der Watch keinen Glukose Wert. Der Weg zur Anzeige ist komplizierter. Man muss auf der Apple Watch immer direkt die Eversense App öffnen, um einen Glukose Wert zu sehen. Ein mehr oder weniger komplizierter Weg, der für mich persönlich absolut keinen Benefit bietet und in den Werbeaufnahmen auch anders dargestellt wird.Ich glaube mittlerweile sind aber ein Großteil dieser alten „falschen“ Bilder verschwunden und ersetzt worden. Ich habe mich im Nachhinein tatsächlich aber geärgert, mir die Apple Watch gekauft zu haben (nutze sie kaum für andere Dinge).
4. Die App
Die App ist keine Schönheit, vermutlich hat sie auch nie ein UI Designer zu Gesicht bekommen, aber sie erfüllt auf jeden Fall ihren Zweck. Der aktuelle Glukosewert lässt sich easy abrufen und zu meiner großen Freude ist auch ein Pie Chart vorhanden (ich liebe Pie Charts). Allerdings, und das finde ich sehr schade, wurde die App in dem gesamten Jahr meiner Nutzung nicht ein einziges Mal upgedated, bzw. der Fehler mit der Complication in der Apple Watch behoben. Beim AADE in Baltimore hatte ich die Möglichkeit mit einigen Entwicklern zu sprechen. Das Problem sei zwar bekannt, es werde aber im Moment nicht dran gearbeitet. Möp.
Wunsch CGM
Für mich persönlich haben alle CGM Systeme auf dem Markt ihre Vor- und Nachteile und es gibt bisher noch keins, welches meinen absoluten Wunschvorstellungen entspricht. Wenn ich mal so kurz die bisher getragenen Systeme noch mal wieder in Erinnerung rufe, dann könnte ich mir mein Wunsch CGM ungefähr so vorstellen:
- Größe vom Freesyle Libre
- Transmitter Vibration vom Eversesn
- Keine Notwenigkeit einer Kalibrierung vom Dexcom G6
- Smart Guard vom Enlite
Messgenauigkeit versteht sich von selbst. Kann das bitte mal einer machen? Danke!